Das Kulturbüro Attendorn begrüßt das noch junge Jahr experimentierfreudig. Es soll wieder erforscht werden in wie fern das lyrische, gesprochene Wort zur subtilen Botschaft melodiöser Töne zu feingeistigen Aromastoffen für den Zuhörer führt. Als Petri-Schale steht den Hobbywissenschaftlern die Stadt Attendorn zur Verfügung und „Harnischmachers Milchbar“ dient dabei als Nährboden. Das Experiment wird am Donnerstag den 24.02.11 ab 19:30 Uhr gestartet. Dabei werden zwei einzigartige Ausgangsstoffe per Pipette dosiert abgegeben und zur Gärung gebracht. Konkret heißen diese Stoffe Khadra Sufi und MarC.
Lesen:
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Khadra Sufi: Von der Diplomaten-Tochter über Asylbewerberin zur Moderatorin
Die in der Nähe von Köln lebende Journalistin und Moderatorin Khadra Sufi, geboren 1980 in Mogadischu, hat ihre Schicksalsgeschichte zu dem Buch „Das Mädchen, das nicht weinen durfte“ verarbeitet.
Sufi erzählt darin von ihrer Kindheit als verwöhnte Diplomaten-Tochter in Ostdeutschland und Somalia und auch von dem sozialen Absturz ihrer Familie durch den Bürgerkrieg in Somalia. Nach der Flucht aus Afrika lebte Sufi als Asylbewerberin in Bonn.
In einem Interview erzählt sie, wie sehr ihr ihr Glaube geholfen hat, nach vorne zu schauen – und dass sie mittlerweile gelernt hat, nicht mehr allzu hart zu sich zu sein und auch mal weinen zu können.
Das Leben der jungen Frau verlief sehr abenteuerlich, ständig war sie auf Reisen. Sie erlebte Höhen und Tiefen, von denen sie uns schreibt und erzählt. Da ihr Vater als Diplomat arbeitete, war er mit seiner Familie sehr viel auf Reisen. Das Privileg, Tochter eines Diplomaten zu sein, konnte sie in den ersten Jahren sehr genießen. Eine Reise führte sie und die Familie nach Deutschland, wo sie sehr gut im Reichtum mit Dienstpersonal und in Frieden leben konnte.
Mit 8 Jahren musste sie Deutschland wieder verlassen und zurück nach Somalia, in ihre ehemalige Heimat. Dort tobt der Bürgerkrieg. Die Familie wird ihrem Reichtum beraubt und sie müssen flüchten in größter Armut. Davon schildert die junge Frau.
Sehr bewegend und aufrüttelnd, überaus spannend zugleich erlebte ich ihre Erlebnisse des Falls und die Flucht hautnah mit. Keiner der Familienmitglieder konnte das verkraften, was in Somalia mit ihnen geschah und so flohen sie. Die Eltern blieben in London, die Autorin entschloss sich, mit 16 Jahren in Deutschland zu bleiben.
Ohne Geld und irgendeine Existenz kämpft sie für ihr Aberleben, das, was sie bisher nie brauchte. Das, wohin die Krise in Somalia, ihre Heimat sie führte und brachte. Mittlerweile arbeitet sie als Moderatorin und Journalistin.
Während des Lesens tauchte ich ein in alle Ereignisse und Erlebnisse der Erzählerin, konnte mich in sie hineinversetzen, da sie sehr gefühlvoll und voller Wärme, sehr herzlich schreibt.
Das Leben hat sie gezeichnet und das bereits als Kind. Das Toben des Krieges, aus dem Reichtum in die Armut abzusteigen, flüchten zu müssen, prägte sie und ließ sie innerlich wachsen und reifen.
Auf der einen Seite hatte es Vorteile, dass der Vater ihr durch den Beruf ein angenehmes Leben bieten konnte, auf der anderen Seite auch immer wieder versetzt wurde und das Mädchen deshalb oft auf Reisen gehen musste. Im Grunde genommen blieb sie heimatlos, fasste nirgendwo Fuss. Kaum angefreundet, ging die Reise weiter für den Vater und somit auch für die Familie. So gerieten sie dann in die Wirren des Krieges und des Elends, das der Krieg mit sich bringt. Der Abstieg aus dem Luxus in die bittere Not, dadurch in die Angst, die Hilf- und Hoffnungslosigkeit zeigt sich in jedem Satz und in jedem Wort.
Musik:
MarC (Marc Burkhardt), geboren 1980 in Attendorn, wird mit „melancholischen, ruhigen, jazzigen Klängen aus der Milch-Dose“ den Abend begleiten. Wir kennen MarC als Bass bei unterschiedlichsten Bands und als Club-DJ der legendären X-Mas-Party.
Am Do. 24.02.2011 20.00 Uhr „ Harnischmachers Milchbar, Alter Markt 2, Attendorn „ freier Eintritt